Was ist eine Hemivertebra (Halbwirbel)?
Eine Hemivertebra ist eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule, bei der nur die Hälfte eines Wirbelkörpers - keilförmig - ausgebildet ist. Eine Seite behält ihre normale Höhe, während auf der anderen praktisch kein Knochen vorhanden ist. Von Geburt an führt dies zu einer gestörten Wirbelsäulenachse und kann Skoliose oder Kyphose verursachen. Die Fehlbildung entsteht bereits im Mutterleib, wenn sich die rechte und linke Verknöcherungszentren des Wirbelkörpers nicht verbinden.
Was ist ein Schmetterlingswirbel (Butterfly-Vertebra)?
Ein Schmetterlingswirbel ist eine andere, seltenere Entwicklungsstörung. Dabei bilden sich beide Seiten des Wirbelkörpers normal, jedoch bleibt eine vertikale Spalte zwischen ihnen, die mit Knorpel oder Bandscheibengewebe gefüllt ist. Auf einem Röntgenbild (AP) sieht das aus wie Schmetterlingsflügel. Diese Veränderung verursacht oft keine Symptome und wird zufällig entdeckt - kann aber mit anderen Anomalien wie dem Alagille-Syndrom verbunden sein. Der entscheidende Unterschied: Bei einer Hemivertebra fehlt ein Teil des Wirbelkörpers, beim Schmetterlingswirbel ist er zweigeteilt.
Wie ist die Prognose bei einer fetalen Hemivertebra?
Eine isolierte Hemivertebra (ohne Begleitfehlbildungen) hat eine gute Prognose. Die Kinder kommen meist gesund zur Welt. Der weitere Verlauf hängt vor allem davon ab, wie stark sich die Wirbelsäulenverkrümmung entwickelt. Sind jedoch weitere Fehlbildungen vorhanden - z.?B. am Herzen oder an den Nieren - verschlechtert sich die Prognose, da hier oft schon nach der Geburt Behandlungen notwendig sind. Statistisch gesehen bleiben etwa 25?% der Krümmungen stabil, 50?% schreiten langsam fort, und 25?% verschlechtern sich schnell - diese Gruppe wird meist früh operiert.
Wie häufig ist eine Hemivertebra?
Die Häufigkeit wird auf etwa 3 von 10.000 Geburten (0,03?%) geschätzt. Bei Kindern mit angeborener Skoliose tritt sie mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:2000 auf.
Wie wird eine Hemivertebra behandelt?
Die Behandlung richtet sich individuell nach Alter, Krümmungswinkel und Dynamik der Verformung. Studien und klinische Erfahrungen zeigen, dass eine frühe Resektion der Hemivertebra mit kurzer Wirbelfusion die besten Korrekturergebnisse bei geringer Bewegungseinschränkung bringt. Allerdings müssen dabei immer Risiken wie neurologische oder implantatbedingte Komplikationen berücksichtigt werden. Vor dem Eingriff wird auch nach weiteren Fehlbildungen gesucht und diese gegebenenfalls mitbehandelt.