Die Neurobiologie liefert Beweise dafür, dass
Narzissmus eine Entsprechung in der Gehirnstruktur hat. Studien haben bei Menschen mit
narzisstischer Persönlichkeitsstörung ein reduziertes Volumen der grauen Substanz in der Insula und im präfrontalen Kortex gezeigt. Diese Bereiche sind für das
Empfinden von Empathie, die Affektregulation und die Selbstreflexion zuständig. Das bedeutet, dass die Unfähigkeit des Narzissten zu mitfühlendem Verhalten
nicht böser Wille, sondern ein neuronales Defizit ist. Hinzu kommen Störungen im
serotonergen und dopaminergen System, weshalb solche Personen ständig nach äußerer Bewunderung streben, um eine
neurochemische Homöostase aufrechtzuerhalten, die sie nicht selbst generieren können.
Laut DSM-5-Klassifikation muss eine Person, um als
narzisstische Persönlichkeit diagnostiziert zu werden, ein dauerhaftes Verhaltensmuster aufweisen, das mindestens
fünf von neun Kriterien erfüllt - darunter ein übertriebenes Gefühl der eigenen Bedeutung oder Fantasien über grenzenlose Macht. Besonders relevant in
zwischenmenschlichen Beziehungen ist, dass die Abwehrmechanismen des Narzissten, wie
Projektion und Verleugnung, äußerst rigide sind. Bei einer Bedrohung des falschen Selbst reagiert der Narzisst mit
narzisstischer Wut - ein Mechanismus, der vor psychischer Desintegration schützen soll.
Für das Umfeld bedeutet das Leben in einer
Realität, die durch Abwehrmechanismen verzerrt ist. Man stelle sich die Geschichte von Anna vor, die jahrelang versuchte,
ihren Partner zu verstehen und zu "reparieren", ohne zu wissen, dass sie gegen seine Biochemie und Gehirnstruktur kämpft. Jeder Versuch offener Kommunikation endete mit
Gaslighting, also einer Manipulation, die ihre Wahrnehmung der Realität in Frage stellte. Ohne eine spezialisierte
Psychotherapie, der sich Narzissten selten unterziehen, ist eine Verhaltensänderung jedoch unmöglich. Partner von narzisstischen Personen müssen sich daher auf den
Schutz ihrer eigenen Grenzen und Gesundheit konzentrieren - nicht auf die Veränderung der gestörten Persönlichkeitsstruktur ihres Gegenübers.